Du bist meine Mutter - Über die Würde in der Demenz

02.04.17 -- CBF

Das Theaterstück „Du bist meine Mutter" von Joop Admiraal entstand nicht am Schreibtisch. Der Schauspieler entwickelte dieses autobiografische Stück um das Schicksal und den Umgang mit seiner eigenen, an Alzheimer erkrankten, Mutter zu verarbeiten. Und so ist der Text aktueller denn je, die Unterhaltung der beiden und die Situationen die Mutter und Sohn miteinander teilen sind so heutig wie sie nur sein könnten, dabei erschien das Stück bereits 1981, zu einer Zeit als dem Thema Demenz im öffentlichen Bewusstsein noch wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Die große Qualität des mehrfach preisgekrönten Werkes besteht darin dass es wahrhaft karthatisch wirkt: viele betroffene Angehörige empfinden es als reinigend die Geschichte losgelöst von sich selbst vorgespielt zu bekommen und ausserhalb ihrer selbst zu durchleben. Auch Pflegekräfte lernen viel über die emotionale Komponente und den praktischen, einfühlsamen Umgang mit betroffenen Menschen, sowohl mit den Erkrankten selbst als auch mit deren Angehörigen. Das Stück schafft es ausserdem dem Schreckgespenst Alzheimer etwas entgegen zu setzen, nämlich Menschenwürde, Nächstenliebe, Hoffnung, Schönheit und nicht zuletzt Komik. Daher richtet sich die Inszenierung an alle die mit dem Thema befasst sind. Joop Admiraal selbst hat seinerzeit „Du bist meine Mutter" als mobile Produktion gestaltet, was bedeutet dass er ebenfalls mit seinem Stück herum gefahren ist, dorthin wo die Menschen sind. Das gleiche tun wir heute. Unsere Inszenierung kann jederzeit bundesweit gebucht und überall zur Aufführung gebracht werden, alles was es braucht ist eine Bühne bzw. Spielfläche von 5 m x 4m. Die Vorstellung dauert 75 min (keine Pause) und ist für maximal 150 Zuschauer ausgerichtet. Kontaktieren Sie uns!

„Christian Birko-Flemming brilliert, (…) nur ein Schauspieler mit großer Stimmbeherschung und Ausstrahlung wie Birko-Flemming vermag die Dialoge so zu spielen und zu sprechen". (Die Rheinpfalz)

„Eindrucksvoll (…) inszeniert von Hedda Brockmeyer (…) und ebenso beeindruckend gespielt von Christian Birko-Flemming" (SWR Landesschau)

Was mich fasziniert an dem Stück ist die Spielweise, beide Personen, Mutter und Sohn, durch einen Schauspieler gewissermaßen gleichzeitig darzustellen. Man wird als Spieler im besten Sinne zu einem Medium für beide Personen und gerät dabei in einen erstaunlichen Zustand. Ein Effekt ist, und dieses Erlebnis hat auch das Publikum, dass sich das Zeitgefühl auflöst, was ja tatsächlich eines der Symptome von Demenz ist. Nach Vorstellungen von „Mutter" durfte ich mir in vielen Gesprächen mit Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonal aus dem Bereich der Alten- und Demenzpflege wunderbares Feedback abholen. Und es macht mich sehr glücklich dass mein Spiel an mancher Stelle helfen kann: „Mein Vater ist vor zwei Monaten gestorben, er war auch schwer dement. Das hat mir gerade so gut getan da noch einmal durchzugehen!" sagte ein Zuschauerin.

 

Das Stück „Du bist meine Mutter“ lädt ein, die Erfahrungs- und Gefühlswelt von Menschen mit einer Alzheimer-Krankheit und ihrer Angehörigen mitzuerleben. Durch den spielerischen Wechsel zwischen Mutter und Sohn und das „Hineinschlüpfen“ in die jeweilige Rolle, werden dem Zuschauer die Sichtweise und die Gefühlslage des Anderen nahe gebracht. Da ist auf der einen Seite die erkrankte Mutter, die sich nicht erinnern kann, dass ihr Sohn sie jeden Sonntag besucht und schöne Blumen mitbringt. Auf der anderen Seite ist der erwachsene Sohn, der ihr beim Ankleiden hilft - mal schmunzelnd, mal zornig darüber, dass er ihr Anweisungen geben muss. Aus dem Moment heraus werden verschiedene Stationen des Lebens wieder aufgegriffen, werden Geschichten von früher wieder nah, etwa aus der Kindheit oder der Ehe. Es ist die Fülle des gelebten Augenblicks, die dieses Stück so kostbar macht. Raum und Zeit, die bei Demenzformen zunehmend abhandenkommen, verlieren plötzlich an Bedeutung – zeitgleich wird der Zuschauer mit dem (zeitlich begrenzten) Besuch des Sohnes oftmals daran erinnert. Die wechselseitigen Dialoge ergreifen den Zuschauer und versetzen ihn in die Lage des Anderen. Die Gefühlswelt des Sohnes als auch die der Mutter wird für den Zuschauer er“lebbar“. Auch wenn das Thema Demenz im Vordergrund steht, ist sie für den Zuschauer im Laufe des Stücks eine Begleitung, der mit viel Einfühlungsvermögen, Witz und manchmal auch Zorn begegnet wird. Die einfühlsame Art und Weise des Sohnes im Umgang mit der Mutter hilft den gegenwärtigen Moment mit der Erkrankung für Beide annehmbar zu machen und ein harmonisches und respektvolles Miteinander zu schaffen. Vertrautheit und Verständnis in Zusammenspiel von „Altbekanntem“ machen das Stück „Du bist meine Mutter“ so tiefgreifend. Es ist eine Reise ins Jetzt des gelebten Augenblicks. 

Ich möchte nicht versäumen mich zu bedanken bei der wundervollen Regisseurin Hedda Brockmeyer. Nur mit ihr war und ist diese Reise möglich. Und bedanken möchte ich mich bei Joop Admiraal für dieses Werk! Und bei seiner Mutter!